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Rainer Lahmann-Lammert

Rainer Lahmann-Lammert war bis Januar 2024 Lokalredakteur bei der Neuen Osnabrücker Zeitung und genießt seitdem seinen Ruhestand. Daneben ist er nach wie vor freiberuflich als Journalist tätig. Im Interview erinnert er sich an einen strengen Blick des Oberbürgermeisters und einen Bundeswehr-Standortkommandanten mit einem seltsamen Doppelnamen.


Ich habe ein Herz für Lokaljournalismus, weil …
… jeder Mensch gut informiert sein sollte über das Geschehen in seiner Umgebung. Gute Lokalberichterstattung kann mithelfen, dass sich die Leser*innen für ihren Ort und ihre Region engagieren. Dann klappt's auch besser mit der Demokratie – im Kleinen und im Großen.

Das Beste an Osnabrück ist, dass …
… die Stadt überschaubar, aber dennoch groß genug für ein buntes Kulturleben ist. Ich schätze die kurzen Wege mit dem Fahrrad und freue mich, wenn ich auf der Straße angesprochen werde.

Ich arbeite gerne als Lokalreporter, weil …
…  ich herausfinden möchte, was hinter den Dingen steckt, die mir in meinem Umfeld begegnen. Und weil ich dabei immer wieder mit interessanten Menschen zusammenkomme.

Das Beste an meiner Arbeit ist, dass …
… ich in meiner Stadt ein Thema setzen kann. Manchmal hilft ein Zeitungsartikel, die Welt ein klein wenig schöner, gerechter oder unkomplizierter zu machen.

Ich habe diesen Beruf ergriffen, weil …
… ich als Jugendlicher Testfahrer für eine Motorradzeitschrift werden wollte. Das habe ich mir rechtzeitig anders überlegt. Aber so fand ich den Weg in den Journalismus.

Ich wusste, dass ich in diesem Beruf genau richtig bin, als …
… mich mein damaliger Lokalchef ermunterte, meinen ersten Kommentar (zur Rolle des Radverkehrs) mit der Überschrift „Hier irrt der OB“ zu würzen. Damals, 1979, war ich noch Volontär im ersten Ausbildungsjahr, und der von mir kritisierte Oberbürgermeister sah mich streng an, als wir uns das nächste Mal trafen. Aber die Kritik hat gesessen.

Ich denke immer noch gerne daran zurück …
… wie ich, der Ungediente, bei der Bundeswehr ins Fettnäpfchen tappte. Was wusste ich schon vom Panzerbataillon 332? Für ein Statement des Standortkommandanten telefonierte ich mir die Finger wund. Und wurde schließlich mit einem Herrn Meyer-Völkel verbunden. Mein Gesprächspartner antwortete kurz und zackig. Am Ende hatte ich alles im Block, versäumte es aber, Herrn Meyer-Völkel nach seinem Dienstgrad und der korrekten Schreibweise seines Namens zu fragen. „Standortkommandant Meyer-Völkel“, schrieb ich in meinem Artikel. Klar, der Mann hatte einen Doppelnamen, so wie ich. Hatte er aber nicht. Es war der Major, Herr Völkel.

Meine Lieblingsmedien sind …
… die taz, die Neue Osnabrücker Zeitung und so wunderbare Podcasts wie „Zeitzeichen“, „Tatort Geschichte“, „Eine Stunde History“ und „Der Rest ist Geschichte“.

Ich möchte beruflich noch erleben, dass …
… der Neumarkt ein lebendiger Platz wird, auf den die Osnabrücker stolz sind.

Wer in meinem Branche arbeiten möchte, sollte …
… die Entschlossenheit mitbringen, für eine bessere Bezahlung und die Wiedereinsetzung von Tarifverträgen zu kämpfen. Damit ist dem Journalismus mehr gedient als mit der Flucht qualifizierter Kolleg*innen in besser bezahlte Jobs als Pressesprecher*innen.

Mitglied in einem Berufsverband zu sein ist wichtig, weil …
… der Rückhalt eines Berufsverbandes und die Solidarität unter den Kolleg*innen der beste Schutz vor Willkür, unfairer Behandlung und unbefriedigenden Arbeitsbedingungen ist.

Ich engagiere mich dafür, dass …
… mein 94-jähriger Vater weiterhin selbstbestimmt auf seinem Bauernhof leben kann, außerdem für Klimaschutz und gegen Motorradlärm.

In meiner Freizeit …
… fahre ich gerne Rennrad oder Mountainbike und höre dabei Podcasts. Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört das Reisen – am liebsten mit dem Rad, der Bahn und natürlich mit Ebba, meiner Frau.

Interview: Lisa Stegner
Foto: Jessica von den Benken