Julia Pennigsdorf
Julia Pennigsdorf arbeitet als Redakteurin beim Evangelischen Pressedienst (epd), Landesdienst Niedersachsen/Bremen. Im Interview gibt die 55-Jährige einen Einblick in ihren Berufsalltag und erklärt, warum es wichtig ist, benachteiligten Menschen eine Stimme zu geben.
Kirchliche Themen in den Medien sind relevant, weil …
… sie viel von dem, was Menschen im Innersten bewegt, abbilden. Ob Flucht, Pflege, Einsamkeit, Kriminalität. Oft lesen wir von Statistiken, Zahlen, Studien. Die Stimmen der Menschen selbst – die der afghanischen Familie, der überlasteten Pflegekraft, der einsamen Studentin, des jungen Gefängnisinsassen – kommen medial oft zu kurz.
Das Beste an Hannover ist …
… die Größe der Stadt. Groß genug, um frei zu sein, klein genug, um sich zu kennen.
Ich arbeite gerne als Redakteurin und Reporterin, weil …
… ich es als Privileg empfinde, mit so vielen Menschen sprechen, so viele Vorhänge lüften, so viele Fragen stellen zu dürfen.
Das Beste an meiner Arbeit sind …
… Reportage-Termine, das Gefühl, das sich einstellt, wenn eine Geschichte rund ist, Gespräche mit meinen Kolleg*innen, der Mehrwert, der auch für mich persönlich entsteht, weil ich in so viele, unterschiedliche Themen eintauche.
An meinem typischen Arbeitsalltag …
… springe ich zwischen der aktuellen Nachrichtenlage und dem Schreiben von Meldungen einerseits und dem Eintüten und Recherchieren mittelfristiger Reportage-Themen hin und her.
Ich weiß immer, dass ich in diesem Beruf richtig bin, wenn …
… es mir gelingt, mit Menschen, die zurückhaltend, vielleicht sogar misstrauisch sind, so ins Gespräch zu kommen, dass sie sich öffnen, mir vertrauen – gerade auch bei persönlichen, sensiblen Themen.
Wer in meiner Branche arbeiten möchte, sollte …
… sein Ego zurücknehmen, gut zuhören und sorgfältig, ergebnisoffen recherchieren können.
Mitglied in einem Berufsverband zu sein ist wichtig, weil …
… es die Position der Arbeitnehmenden stärkt, es hilft, sich zu vernetzen, Zusammenhänge zu verstehen und den Blick über das eigene Tun hinaus zu weiten.
Ich möchte Kolleg*innen unbedingt empfehlen, …
… den Podcast „Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer“ von Pia Stendera und Lena von Holt anzuhören. Er ist ein super Beispiel für mutigen, aufwändig und handwerklich sauber recherchierten Journalismus. Vieles ist echt krass, wenn auch nicht sonderlich überraschend, vor allem aber wird deutlich, wie Machtmissbrauch funktioniert, wie man ihn erkennt und ihm begegnen kann – nicht nur als Frau.
Interview: Lisa Stegner
Foto: Jens Schulze