Neue Presse / Madsack
Komplett tariflos
Die zum Madsack-Verlag gehörende Neue Presse (NP) ist nicht mehr im Tarif – schon seit 2011, wie sich erst gestern bei einer Betriebsversammlung herausstellte.
Die NP ist tariflos. Dies wurde gestern bei einer Betriebsversammlung von Chefredakteur Bodo Krüger bestätigt. Damit hat sich der Madsack-Konzern am Standort Hannover komplett aus der Tarifbindung für Redakteure verabschiedet. „Madsack verhandelt die Tarifgehälter für Redakteure führend mit, will sich aber selbst nicht daran halten“, kritisieren Christiane Eickmann, Geschäftsführerin beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV) in Niedersachsen und Annette Rose, Vorstandssprecherin der Journalisten-Union Niedersachsen Bremen: „Sozialpartnerschaft sieht anders aus.“
Erst Ende September war den Redakteuren der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) mitgeteilt worden, dass Neueinstellungen künftig nur noch über die tariflose Gesellschaft der Heimatzeitungen erfolgen würden. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) war von Beginn an nicht tarifgebunden.Was bei Mitarbeitern und Gewerkschaften auf Verwunderung stößt, ist die Heimlichkeit des Vorgehens bei der NP: Redakteurinnen und Redakteure sahen in einem Aushang, dass für eine ausgeschriebene Stelle das Gehalt „frei verhandelbar“ sei. Auf Nachfrage des Betriebsrats wurde eine interne Hausmitteilung vorgelegt, wonach die Neue Presse seit 2011 nicht mehr tarifgebunden sei. Damals sei – vier Jahre nach der Ausgliederung aus der Verlagsgesellschaft Madsack in eine eigene GmbH – der Übergangsschutz für die Zeitung abgelaufen. Die NP habe, da sie kein eigenständiger Verlag sei, nie Mitglied im Nordwestdeutschen Zeitungsverlegerverband werden können. Allerdings: Mitarbeiter und Betriebsrat wurden darüber jahrelang nicht informiert. „Vertrauen weckt das alles nicht“, stellte ein Betriebsratsmitglied nüchtern fest.